PIZZA!
Die Qualität der Rennbahngastronomie war für mich schon immer äußerst wichtig; wenn schon verlieren, dann wenigstens mit einem vollen Magen – von der Bedeutung der auf der jeweiligen Rennbahn ausgeschenkten Biersorten ganz zu schweigen:
Auf der Rennbahn in Baden-Baden aß ich am liebsten knusprige Thüringer (die ganz langen, die in der Mitte gebrochen wurden, damit sie überhaupt in das Brötchen passten) mit etwas Senf und genoss dazu ein frisch gezapftes Pils.
Hassloch hieß für mich: würziger Spießbraten mit einer leckeren Knoblauchsoße.
In München gab’s Schweinsbraten mit Biersauce, Knödeln’ und Krautsalat – dazu ein kühles Helles, bei dem es meistens auch nicht blieb.
Wenn ich mal in Köln war, dann trank ich über den ganzen Renntag unzählige Kölsch – was bei einer Glasgröße von standardmäßig 0,2 Liter aber auch nicht wirklich verwunderlich sein kann.
In Dortmund widerum versuchte ich mich meistens vom nasskalten Ambiente der winterlichen Sandbahnrennen durch ein paar nette Altbier ablenken zu lassen.
In Frankfurt – da mussten es dann ein paar knackige Frankfurter mit Senf sein, obgleich ich bei jedem Besuch den Eindruck hatte, dass sie wieder teurer geworden waren.
Mein wohl schlimmstes Erlebnis kulinarischer Natur ereignete sich übrigens auf der Hunderennbahn in Wimbledon – was wirklich nicht zwingend mit der für mein Empfinden vielleicht recht gewöhnungsbedürftigen englischen Küche im Allgemeinen zusammenhängt; wir hatten es einfach verpasst, rechtzeitig einen Tisch im dann ausgebuchten Rennbahn-Restaurant zu reservieren.
Nachdem mein Vater seinen Galopprennstall in Deutschland geschlossen hatte, ging er für die letzten Jahre vor seinem wohlverdienten Ruhestand als angestellter Trainer in das osteuropäische Ausland – meine Mutter und ich blieben in Deutschland, ich machte mein Abitur und begann eine Ausbildung.
Während dieser Ausbildung lernte ich mit der Zeit mehrere Italiener kennen, da mein damaliger Arbeitgeber mit recht vielen Italienern zusammenarbeitete. Einer dieser Bekannten – seines Zeichens Gastronom und für mich einer meiner besten Freunde – kam eines Tages auf mich zu und wollte meine Meinung hören:
“Was hältst Du davon, wenn wir einen Pizzastand auf der Rennbahn machen?”
Ich war Verkäufer und inoffizieller Marktschreier; mit Sprüchen wie “Ob Norden, Süden , Osten oder Westen – unsere Pizza schmeckt am besten!!!” oder “Verlieren muss man können – aber sich danach ein Stückchen Pizza gönnen!” und “Gönnen Sie sich etwas! Gönnnen Sie sich einmal in ihrem Leben etwas – unsere wunderbare, saftige, würzige, ofenfrische PIZZA! Aber Vorsicht: AKUTE SUCHTGEFAHR!” schafften wir es bereits nach recht kurzer Zeit, sämtliche anderen Essensstände umsatzmäßig zu überholen. Mittlerweile gibt es sogar zwei Pizzastände auf dieser Rennbahn.
Am Pizzastand war ich mehrere Jahre – es machte mir einfach Spaß, es war wirklich interessant das Rennbahnleben auch einmal aus dieser Perspektive beobachten zu dürfen und was ich in dieser Zeit über Vertrieb, Gastronomie und Teamwork gelernt habe, ist unbezahlbar.