Das Totalisatorprinzip
Ein Totalisator ist eine mechanische Wettmaschine, die zur Ermittlung von Gewinnquoten dient, aber zugleich auch der Betreiber dieser Wettmaschine (vgl. Bischoff/Heinz/Kopp, Grüne Reihe Band 13: Verkehrsteuern, Achim 1992, S.391).
Nach dem Totalisatorprinzip wird im Vorfeld bereits eine feste sogenannte „Ausschüttungsquote“ bestimmt. Das ist der prozentuale Anteil an den gesamten vereinnahmten Spieleinsätzen, auch „Pot“ oder „Pool“ genannt, der wieder an die Spieler in Form von Gewinnen ausgeschüttet werden soll.
Die Ausschüttungsquoten der verschiedenen in der Bundesrepublik angebotenen Glücksspiele nach dem Totalisatorprinzip variieren: von 50% bei der Ausspielung „6aus49“ des staatlichen Toto- und Lottoblocks bis ca. 75% bei Galopprennen. Eine Ausschüttungsquote von über 100% ist in der Praxis nicht vorstellbar, denn das würde ja bedeuten, dass das Totalisatorunternehmen mehr ausschüttet, als es einnimmt. Der sich nach Abschluss aller Wetten ergebende wieder auszuschüttende Betrag wird nach der Ermittlung des Spielergebnisses auf die jeweiligen Gewinner anteilmäßig nach ihrem Einsatz verteilt.
Das folgende Beispiel soll obige Anschauung für ein Spiel mit 7 möglichen Ausgängen und einer angenommenen Ausschüttungsquote von 70% verdeutlichen:
Mögliche | Spieleinsatz auf Ergebnis | Gewinnquote für | Ausschüttung auf Ergebnis bei |
Ergebnisse | in % vom Gesamtpool | Ergebnis bei Gewinn | Gewinn in % vom Gesamtpool |
A | 17,95% | 3,90 | 70% |
B | 28,00% | 2,50 | 70% |
C | 18,91% | 3,70 | 70% |
D | 7,86% | 8,90 | 70% |
E | 3,78% | 18,50 | 70% |
F | 3,50% | 20,00 | 70% |
G | 20,00% | 3,50 | 70% |
Summe: | 100,00% |
Im Falle z.B. des richtigen Ergebnisses „C“ erhält nun ein Wetter, der 10,00 € auf dieses Resultat gewettet hat, die Summe von 10,00 € x 3,70 = 37,00 € als Gewinn ausgezahlt.
Kann ein Gewinner jedoch nicht ermittelt werden, weil keiner der Wettenden auf das richtige Ergebnis gesetzt hat, so wird das Spiel entweder wiederholt, ein Ersatzergebnis bestimmt – z.B., indem der Zweitplazierte zum Sieger erklärt wird – oder es bildet sich ein Jackpot für zukünftige Spiele wie zum Vergleich beim Lotto „6aus49“.
Der Ertrag eines Totalisators ist somit letztendlich vollkommen unabhängig vom eigentlichen Ausgang des jeweiligen Spiels bzw. der jeweiligen Wette. Er bemisst sich aus der Gesamtsumme der vereinnahmten Spieleinsätze abzüglich der Ausschüttungsquote, d.h., ein gesteigerter Umsatz bedeutet in diesem Fall automatisch auch einen gesteigerten Ertrag für das Totalisatorunternehmen. Schwindende Umsätze können demnach theoretisch nur durch eine etwaige Absenkung der Ausschüttungsquote kompensiert werden.
Y = Ertrag des Totalisators
∑ = Summe aller Spieleinsätze, d.h. Umsatz des Totalisators
A = Ausschüttungsquote in Prozent
Berechnung des Ertrages bei Totalisatoren: Y = ∑ – А
Drückt man den Ertrag des Totalisators prozentual im Verhältnis zu den gesamten vereinnahmten Spieleinsätzen aus, so bezeichnet dies die regelmäßige so genannte „Marge“ des Totalisators. Der betriebswirtschaftliche Begriff der Marge (vgl. Gabler, Gabler Lexikon Wirtschaft, Wiesbaden 1995, S.194) wird auch auf dem Feld der Glücksspielindustrie und somit über die klassischen Bereiche wie Speditionswesen, Handel sowie Kredit- und Börsenwesen hinaus, verwendet.
M = Marge des Totalisators
Berechnung der Marge bei Totalisatoren:
M = Y / ∑ bzw. M = 100% – A
Im obigen Beispiel wären dies: M = 100% – 70% = 30%
Diese feste Marge eines Totalisators kann man aus Sicht eines Wettenden auch in der Form interpretieren, dass sie theoretisch genau der Verlust eines Wetters von seinem Gesamteinsatz sein würde, wenn er auf jeden möglichen Ausgang einer Wette jeweils genau soviel gesetzt hätte, dass er immer den gleichen Betrag zurückbekommt.
Im obigen Beispiel hätte ein Wetter demnach seine Einsätze exakt entsprechend des Verteilungsverhältnisses innerhalb des Gesamtpools auf die einzelnen Ergebnisvarianten staffeln müssen, damit sich stets das selbe Wettergebnis ergibt, und zwar i.H.v.:
70% (Ausschüttungsquote) – 100% (Gesamteinsatz) = –30 % (Verlust)
Die Marge eines Totalisators ist somit gleichzusetzen mit dem sog. “Hausvorteil” bei den klassischen Casinospielen – beim französischen Roulette bspw. beträgt dieser: 2,7 %.
Bei sogenannten Buchmacherwetten werden von einem Buchmacher entweder schon bei Abgabe der Wetten feste Quoten, sogenannte “Festkurse”, für den Gewinnfall zugesichert oder der Buchmacher hält die Wetten zum Totalisator-Kurs auf der jeweiligen Rennbahn, jedoch auf eigene Rechnung (umgangssprachliche “Buchmacherwetten”) – diese Wetteinsätze fließen also nicht in den jeweiligen Totalisator und beeinflussen somit auch die maßgeblichen Totalisator-Quoten nicht. Gleichwohl liegt in diesem Fall das Auszahlungsrisiko beim Buchmacher und nicht bei dem Betreiber des Totalisators. Weiterführende Informationen zu dieser Problematik hier.