Pferdewetten online
Unter Anderem historisch bedingt unterscheidet sich der deutsche Online-Wettmarkt für Pferderennen in seiner Struktur grundlegend von dem Wettmarkt für andere Sportwetten im Internet.
Man kann hierbei prinzipiell zwischen drei Kategorien von Anbietern für Pferdewetten unterscheiden:
- Offizielle Wettannahmestellen von Rennvereinen: von ihnen werden Bahnwetten (auch “Totalisator-Wetten” oder kurz “Toto-Wetten” genannt) direkt in den Totalisator des jeweiligen Rennvereines vermittelt – Betreiber sind die Rennvereine selbst.
- Konzessionierte Buchmacher: die in der Regel auch Bahnwetten in die Totalisatoren der Rennvereine vermitteln, jedoch in erster Linie Buchmacherwetten im Sinne des Rennwett- und Lotteriegesetzes, das sind zum einen Wetten zu Festkursen und zum anderen Wetten zum entsprechenden Bahnkurs, jedoch nicht in den Totalisator eines Rennvereines – die umgangssprachlichen “Buchmacherwetten” – jeweils auf eigenes Risiko anbieten.
- Wettbörsen: die Wetten zwischen den einzelnen Teilnehmern der jeweiligen Börse gegen Gebühr vermitteln.
Nach meinem Dafürhalten sollte man sich als Pferdewetter, der seine Wette online über das Internet abschließen möchte, nun unbedingt folgende grundlegende Punkte noch einmal vor Augen führen, die zugegebenerweise nicht neu sind, aber die man meines Erachtens nicht oft genug betonen kann:
Bahnwetten sind die Haupteinnahmequellen der Rennvereine zur Finanzierung des gesamten Rennbetriebes und ermöglichen somit die Veranstaltung von Pferderennen erst – dass Buchmacher und auch Wettbörsen aber aus verschiedenen Gründen regelmäßig höhere Quoten anbieten können und auch anbieten, kann man beim besten Willen nicht wegdiskutieren. Für ausführlichere Informationen darüber bitte hier.
Wie gesagt, diese Erkenntnis ist bei weitem nicht neu – die Rennveranstalter standen immer schon im Wettbewerb mit den Buchmachern um die Gunst der Pferdewetter; jedoch stellt sich mir mittlerweile die Frage, ob die Rennvereine in Deutschland sich mit ihren Vertriebskanälen auf Dauer wirklich gegen dieses stetig wachsende, äußerst innovative und professionelle Onlineangebot der – auch ausländischen – Buchmacher und sonstigen Wettanbieter heutzutage auf lange Sicht behaupten können.
Mir kommen da ernsthafte Zweifel – Rennvereine sind eben keine “gewieften” Buchmacher und nicht von ungefähr wurde Ihnen damals eigens das Privileg zum Betreiben von Totalisatorenunternehmen eingeräumt.
Letztlich bleibt es wohl jedem selbst überlassen, den Wettanbieter seines Vertrauens zu finden – aber falls die Einnahmen aus den Bahnwetten über kurz oder lang schlichtweg nicht mehr ausreichen um das Fortbestehen der Rennvereine und die Veranstaltung von Galopprennen und nicht zu vergessen natürlich auch Trabrennen in der Bundesrepublik Deutschland zu gewährleiten, ist dieses ganze System aus meiner Sicht einfach nicht mehr zeitgemäß. Insoweit besteht dringender Handlungsbedarf – denn dieses Szenario ist für jeden Rennverein seit Jahren allgegenwärtig; Einige mussten schon aufgeben.
Es kann aber widerum auch nicht in der Verantwortung des einzelnen Wetters liegen, den Deutschen Pferderennsport durch sein individuelles Wettverhalten über Wasser halten zu müssen – es handelt sich grundsätzlich um ein strukturelles Problem, das auf anderer Ebene gelöst werden muss.
Ich persönlich wette daher sowohl auf der Bahn als auch beim Buchmacher – und das gerne auch online und ohne schlechtes Gewissen!
Ein Ansatz ist die Beteiligung der Deutschen Rennvereine über eigens hierfür gegründete Gesellschaften am Buchmachergeschäft, jedoch wird ein Kuchen erfahrungsgemäß immer kleiner, je mehr Stücke daraus geschnitten werden – und sein Stück muss man sich dazu erst einmal herausschneiden und darf es sich nicht wieder wegnehmen lassen. Der Kampf mit Mitbewerbern in der freien Wirtschaft birgt auch seine Risiken…